Aquarell mit Farbstift

Mitte der achtziger Jahre beginnt Meyn erstmals mit dem klassischen Aquarell zu experimentieren, indem er dem zeichnerisch umrissenen Motiv mit Aquarellfarbe einen farblichen Grundtenor gibt, der mit darüber angelegter, zeichnerischer Strichfolge dem Gegenständlichen eine individuelle Struktur verleiht. Malerei und Zeichnung verwischen zunehmend, die teils kleinzelligen Elemente der Komposition erhalten durch die individuelle Schraffur ein farbliches Wechselspiel zwischen Licht und Schatten, und verstärken eindrucksvoll die Plastizität des Motivs.

 

1984 Große Vevouil Mauer, Aquarell und Farbstift, 39 x 46

 

Ein Jahrzehnt später greift Meyn auf diese Symbiose von Aquarell und gezeichneter Linie zurück. Der Farbstift ist nun überhöht, wirkt weniger als zeichnerische Struktur, sondern vielmehr wie mit Kreide gezogen, als wolle er Kontrapunkte setzen. Es mag daran liegen, dass die Motive und Flächen im Aquarell von Meyn nun diffuser aufs Papier gebracht sind. Eine geheimnisvolle Aura umgibt die Kompositionen, die thematisch nach wie vor um Landschaften, Küsten, Horizonte und Wolkengespinste kreisen. Nun allerdings nicht mehr so detailverliebt wie in den achtziger Jahren, sondern in klassischer, malerischer Perspektive gestaltet.

 

1996 Speicher, Aquarell und Farbstift, 25 x 38

 

Kurz darauf erhöht Meyn den farblichen Kontrast in der aquarellierten Landschaft und gleicht den Farbton der darüber gezeichneten Linie der Fläche an. Es ist ein dramaturgisches Wechselspiel — zwischen Fläche und Linie genauso wie zwischen dem Kontrast aus Licht und Schatten.

 

1997 Les Baux, Aquarell mit Farbstift, 27 x 50

 

Zum Farbstift auf dem Aquarell gesellt sich innerhalb kurzer Zeit zusätzlich noch die Pastellkreide, deren breiter Strich nicht nur Strukturen zeichnerisch bekräftigt, sondern vor allem kontrastierende Leuchtpunkte im zeichnerischen Geflecht setzt und die perspektivische Dramaturgie steigert.

 

1997 Roussillon II, Aquarell, Farbstift und Pastellkreide, 34 x 60