Das Frühwerk

Während des Studiums und in den Jahren danach arbeitet Meyn bevorzugt mit Stahlfeder und Scriptol sowie Aquarellfarben. Es entstehen aber auch teils mehrfarbige Holzschnitte, Lithographien und erste Radierungen, die er mangels eigener Pressen in den Werkstätten des Lerchenfelds druckt.

In der Meisterklasse von Alfred Mahlau tummelt sich zu der Zeit auch, was später zu Rang und Namen kommen soll. Zu Meyns Mitstudenten gehören unter anderem Vico von Bülow (alias Loriot), Peter Neugebauer, Albert Christoph Reck und Horst Janssen.

1951 – Portrait Horst J. Holzschnitt

 

Meyns frühe Reiseaquarelle aus Italien, Frankreich und Canada haben teils skizzenhaften Charakter und orientieren sich gleichfalls stilistisch, wie auch in Perspektive und Ausschnitt an den Vorbildern des Lehrers. Zügig, fast flüchtig scheinen die Aquarelle aufs Papier gebracht. Die Vorzüge des Aquarellierens liegen für Meyn zu diesem Zeitpunkt in der raschen Verarbeitungszeit.

1953 – Ischia. Stahlfeder und Aquarell (24 x 31)

 

1955 – Millbank, Canada 19. August. Stahlfeder und Aquarell (37 x 52)

 

Die langen Trockenzeiten der Öl- und Temperamalerei sind es dann auch, die Meyn nach einigen Versuchen von dieser Technik Abstand nehmen lassen. Die Ruhe und systematische Akribie, die er später bei seinen großformatigen Handzeichnungen und auch im Radierwerk an den Tag legen wird, ist ihm zu diesem Zeitpunkt noch fremd.

Meyn beginnt schon während des Studiums mit Zyklen zu arbeiten. Thematisch orientiert er sich dabei an Vorbildern aus der antiken Geschichte und Mythologie (Odyssee, später Anabasis / Xenophon), 1957 versucht sich Meyn an den Abenteuern einer Phantasiegestalt mit Namen Phalonidas, aber auch in Einzeldarstellungen tauchen nun vermehrt Centauren und Fabelwesen auf. Parallel dazu greift Meyn auch literarische und musikalische Themen auf. Bereits 1952 entstehen Holzschnitte zum Tod (nach Rainer Maria Rilke) und 1953 zu Kafkas Prozess, 1954 folgt ein Radierzyklus zu Peter und der Wolf (Prokofjew).

1954 Tiger – Stahlfeder und Aquarell (38 x 48)

 

Zum nach wie vor bevorzugten Sujet der Landschaftsmalerei (Sylt, Nienburg/Weser, Lüneburg) gesellen sich nun vermehrt auch Tierdarstellungen, Portraits, sowie ein Harlekin, der sich wie eine Schnur durch das figürliche Werk der kommenden Jahre ziehen wird und durch dessen Personifikation Meyn wohl auch seinem damals eigenen Wesen Ausdruck verleihen wollte.

1957 Harlekin mit Frauen – Stahlfeder und Aquarell (44 x 56)

 

Parallel hierzu arbeitet Meyn im Bereich angewandter Kunst / Kunst am Bau, auch gemeinsam mit seiner späteren Frau, der Mitstudentin und Bühnenbildnerin Marion Kindler. Es entstehen zahlreiche Raum- und Kostümentwürfe nicht nur hochschulintern für die legendären Künstlerfeste LiLaLe am Lerchenfeld (1953-1955), sondern auch Illustrationen und Bühnenbilder zu Hamlet (1953), Petruschka (1953) und Bildvorlagen für Fernseh-Produktionen des NWDR, etwa zu Schumanns Carneval und Chopins Tänzen (1957), oder für Die Kluge von Carl Orff (1953). 1955 entstehen gemeinsam mit Marion Kindler mehrere Bühnenbilder und Kostüme für Veranstaltungen im Abgerückten Theater, gelegen im Tiefbunker vor dem Hamburger Schauspielhaus.

1953 – Bühnenbildentwurf zu Petruschka (Igor Strawinsky / Alexander Benois). Stahlfeder und Tusche (48 x 62)

 

Meyn gestaltet bis Anfang der sechziger Jahre auch Plattencover und illustriert Fachbücher (Baken Verlag), gestaltet Schaufensterauslagen für Niederegger (1955) und zeichnet im Auftrag die Bohrinsel Adma Enterprise (1957). Zur gleichen Zeit entsteht ein großer Wandfries zur Kostümkunde für die Bücherhalle Grindel (nicht erhalten) und für die Christuskirche Hamburg-Wandsbek ein Wandbild mit dem Fischzug des Petrus (Restaurierung Britta Klose). 1963 illustriert Meyn die Schulfibel Die Rote Leiter (Schroedel Verlag)

1963 – Entwurfszeichnung für Die Rote Leiter. Mischtechnik (29 x 25)